haeder



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"Nachkriegsjahre",
die Vorgeschichte
des
Spezialbaukombinates  Magdeburg
(Kriegsende - 31.12.1953)
Hier, am Breiten Weg (in der DDR "Karl-Marx-Straße"), begann 1951 offiziell der Wiederaufbau
der im Kriege schwer zerstörten Stadt Magdeburg. (Foto von 1964)


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Blicken wir noch kurz auf die letzten Kriegstage in Magdeburg, die einrückenden Amerikaner konnten nun selbst von unten sehen, was ihre Bomben angerichtet hatten.

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April 1945, diese Verteidiger Magdeburgs haben Glück im Unglück, sie gehen in amerikanische Kriegsgefangenschaft (Halberstädter Straße mit Justizpalast). Amerikanische Panzer vor dem Dom - die härtesten Durchhaltestrategen müssen einsehen, der Krieg ist aus und verloren.
(Dank an Warren Watson für die beiden Fotos)

Wie es damals, nach Kriegsende in Deutschland aussah, ist allgemein bekannt und in vielen Medien zu studieren. Nur so viel sei in Erinnerung gebracht, eine überlegene alliierte Luftwaffe hatte viele deutsche Großstädte zerstört. Über ein Viertel des Territoriums Deutschlands wurde abgetrennt und dessen Bevölkerung ins zerstörte, hungernde Restdeutschland vertrieben. Dazu wurden auch noch die seit Jahrhunderten in Südosteuropa siedelnden Deutschen aus der Tschechoslowakei, Rumänien, Jugoslawien und Ungarn nach Deutschland verfrachtet. Nicht unerwähnt bleiben soll, daß die Alliierten von dem Wenigen, was noch heil geblieben war, fleißig demontierten und in Ihre Länder abtransportierten. Die arbeitsfähigen Männer waren zum großen Teil in Kriegsgefangenschaft. Ich glaube, kein anderes, als das arbeitsame deutsche Volk wäre mit dieser unüberwindbar scheinenden Situation fertig geworden - es ist die größte Leistung in der deutschen Geschichte, die vor allem von den Frauen erbracht wurde!

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Der Breite Weg in Magdeburg nach dem 16. Januar 1945

Es war klar, daß bei einem Wiederaufbau das Bauwesen eine Schlüsselrolle zu übernehmen hatte. Manche zweifelten, daß angesichts der Zerstörungen und der Demontagen überhaupt ein kompletter Wiederaufbau in absehbarer Zeit erreicht werden kann. Wie diese "Stunde 0" aus der Sicht der späteren Funktionäre des Spezialbaukombinates aussah, lesen wir nachfolgend.

In den letzten Jahren des Spezialbaukombinates (kurz: SBKM) und der DDR, genauer 1985, wurde durch die Parteileitung eine "Betriebsgeschichtskommission" ernannt, es waren 9 Genossen, sie kamen aus allen drei Kombinatsbetrieben. Deren Aufgabe bestand, neben der Einrichtung eines Traditionskabinettes und Sammlung von betrieblichem Dokumentationsmaterial auch im Schreiben einer Chronik. Wie zu dieser Zeit üblich, gehörte da hinein auch ein "Sozialistisches Glaubensbekenntnis". Die Verfasser haben diese Pflichtübung ein wenig übertrieben. Es folgen mal die ersten drei Seiten der Chronik, die ein Entwurf geblieben ist und nie veröffentlicht wurde.


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Kein Wort von Vertreibung, Plünderungen, Vergewaltigungen
und Besatzerwillkür.
Die o. g. Genossen der KPD hatten Stalins wahnsinnige Säuberungen, Ende der 1930er Jahre, überlebt. Anzumerken wäre, daß hier nicht getrennt wurde, zwischen Magdeburg und Leipzig. Der Leipziger Feuerungsbau kam erst 1961 zu Magdeburg und Paul Ludwig arbeitet nicht in Vorgängerbetrieben des Magdeburger sondern des Leipziger Bereiches.

Gott sei Dank enthält der Chronik-Entwurf nicht nur diese Pflichtübungen, zahlreiche Fakten daraus haben mir beim Zusammenstellen meiner Internetseite sehr geholfen. 

Magdeburg gehörte mit zu den am schwersten getroffenen deutschen Städten, in 39 Minuten nutzten 800 Bomber ihre Luftüberlegenheit, zerstörten eine weitere deutsche Großstadt, töteten 16.000 Menschen und verletzten 11.000. 

200.000 Magdeburger verloren Hab und Gut.

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Ein Foto von 1950, die Ruine des Stadttheaters ist noch nicht abgerissen, links der
Hauptbahnhof, rechts die Otto-von-Guericke-Straße mit der Ruine der Ulrichskirche.
Diese Fläche war einst dicht bebaut, mit städtischen Bauten und Wohnhäusern.
Die Trümmer sind weggeräumt, es ist ein trauriger Anblick: Rathaus und Johanniskirche - beide Gebäude schwer getroffen.
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 Zwischen Johanniskirche und Hauptbahnhof (hinten, links) steht nur noch die stark beschädigte Ulrichskirche Der Wiederaufbau hat begonnen - der Breite Weg mit Rathaus und Johanniskirche

Es war also alles andere, als ein wohlgeordneter Staat, den die Kommunisten in der sowjetischen Besatzungszone übertragen bekamen. Sie ließen keine Diskussion über Plünderungen, Vergewaltigungen, Vertreibung und später Demontagen und Reparationen durch die Rote Armee und Sowjets zu. Dafür waren sie in der Erfüllung der Befehle der Besatzungsmacht und in der Entfaltung eines beispiellosen Personenkultes um den Massenmörder Stalin, nicht zu übertreffen. Die Deutschen hatten gerade die Erfahrung mit einem Führer hinter sich. Das trug alles mit dazu bei, daß die Kommunisten vom größten Teil des Volkes gehaßt oder zumindest abgelehnt wurden.

1946 (30.September) wurde die Magdeburger Baufirma Paul Gorgaß, wie viele andere Firmen in der sowjetischen Besatzungszone, enteignet. Neuer Eigentümer wurde hier die Provinz Sachsen. Grundlage war das Potsdamer Abkommen (17. Juli - 2. August 1946, ohne Teilnahme der Besiegten), das aber von jeder Besatzungsmacht, ja nach Weltbild, beliebig ausgelegt wurde. Der spätere Generaldirektor des Spezialbaukombinates (SBKM), Hermann Erdwig, war kommissarischer Leiter des Bauhofes dieser privaten Baufirma gewesen (der Leiter selbst war beim Bombenangriff am 16.1.1945 ums Leben gekommen). Das Land Sachsen-Anhalt setzte als Treuhänder die neugebildeten "Industriewerke Sachsen-Anhalt" ein. Später, als das bürgerliche Wirtschaftsrecht nicht mehr galt, wurde der Treuhänder zum "übergeordneten Organ". Aus der Privatfirma wurde der "Baubetrieb Börde Magdeburg", ab 1950 die Bau-Union Mitte und ab 1951 die Bau-Union Magdeburg. Unser Vorläufer, Baubetrieb Börde Magdeburg führt kurzzeitig auch mal den Namen Holzbau Börde Magdeburg, vermutlich hing das mit den Reparationsleistungen in Form von Holzhäusern an die SU zusammen. Jedenfalls waren in unserem Vorgänger folgende ehemaligen Privatbetriebe aufgegangen: Gorgaß, Jakobs, Krug (Tischlerei) und K. H. Paul Ludwig.

Neben der Baufirma Gorgaß wurden 1946 in Magdeburg noch die größeren Baubetriebe Gebr. Hamann, Beton- und Monierbau und Philip Holzmann enteignet.

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Werkplatz der Industriebau-Abteilung der Bauunternehmung Hugo Reichardt in Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig
Hier hatte dann später ein Stützpunkt des Spezialbaukombinates Magdeburg seinen Sitz.

In Leipzig waren es die Baunternehmen Hugo Reichardt, Balke und Friedrichs. D. h. die größte Leipziger Baufirma, Hugo Reichardt, bestand noch als Abtl. Bauunternehmung Hugo Reichardt beim Bauhof Landkreis Leipzig. Erst nach 1948 kam die Verstaatlichung. Kleinere Betriebe blieben in der DDR vorerst oft noch privat (singulär im Ostblock). Später mußten sie staatliche Beteiligung aufnehmen und in den 1970er Jahren wurden sie verstaatlicht, was in der Regel dann human ablief. Oft wurde der frühere Eigentümer auch Betriebsleiter.

Die Besatzungsmacht gestattete damals die Bildung wirtschaftspolitischer Zentren. Ein solches Zentrum von Sachsen-Anhalt war "Industriewerke der Provinz Sachsen-Anhalt, Industriegruppe Bau Halle", dem im Oktober 1947 auch der "Baubetrieb Börde Magdeburg", der allererste Spezialbau-Vorläuferbetrieb, unterstellt wurde. Im April 1947 war Hermann Erdwig zum Werkleiter ernannt worden. Die Namen dieser Zentren, oder wie sie später genannt wurden, "Übergeordnete, wirtschaftsleitende Organe" wurden aller Nasen lang geändert. So unterstand dann, ab 1. Juli 1948 unser Vorläufer der  VVB Holzverarbeitung Halle (VVB steht für Vereinigung Volkseigener Betriebe).  Wie schon weiter oben erwähnt, fertigte der Baubetrieb Börde, neben der Bautätigkeit auch Fertigteil-Holzhäuser als Reparationsleistungen für die Sowjetunion. 

Ab 1. Januar 1950 gabes dann eine völlig neue Struktur, denn 4 zentralgeleitete Bau-Unionen wurden als  d i e  Lösung angesehen und gebildet:
Bau-Union Nord (Schwerin), Bau-Union Mitte Magdeburg, Bau-Union Ost Portsdam und Bau-Union Süd Dresden. Offenbar war es dann doch nicht  d i e  Lösung, denn diese Mamutbaubetriebe wurden nach einem Jahr schon wieder aufgelöst und unser Vorgänger fand sich am 1. Januar 1951 in der Bau-Union Magdeburg wieder.

Aus dem Chronik-Entwurf erfahren wir, daß zu den ersten Kollegen, neben Hermann Erdwig, gehörten: Anneliese Duchrow, Jutta Raabe, Erich Stitterich, Paul Otto, Erich Otto und Ernst Wille. Sie kamen von Gorgaß und die beiden Frauen waren noch Jahrzehnte im Spezialbau/Spezialbaukombinat beschäftigt. Es kann aber festgehalten werden, daß die Leute von Gorgaß, insbesondere durch die Person Hermann Erdwigs, díe Keimzelle des späteren Spezialbaukombinates bildeten.

stdion-bauarbeiter-sept-1950In dieser Zeit entstand, hauptsächlich durch die Initiative Hermann Erdwigs, das Stadion der Bauarbeiter in Magdeburg. Wir können aus erhalten gebliebenen Spezialbau-Bildmaterial hier ein interessantes Foto zeigen. Es entand im September 1950(!) und zeigt Hermann Erdwig in der Bildmitte. Die Holzschubkarre spricht auch für sich, noch dazu von einer Frau benutzt! Leider befand sich das Stadion in den letzten Jahren der DDR in einem sehr beklagenswerten baulichen Zustand. Das Spezialbaukombinat wurde beauflagt, die Sportstätte unter seine Fittiche zu nehmen und wieder auf Vordermann zu bringen. Bei der Gaststätte war das auch schon gelungen, aber, dann kam die Wende ........

In den Jahren 1951-53 war der Baubetrieb Börde in der Bau-Union Magdeburg, die zeitweilig  bis zu 14.000 Beschäftigte hatte, aufgegangen, Werkleiter: Hermann Erdwig. Damals gab es 28 Bau-Unionen, die der Hauptverwaltung Bauindustrie im Ministerium für Schwerindustrie unterstanden. Gemäß Ministerratsbeschluß, wurden dann ab 1.1.1954 jedem Rat des Bezirkes (Länder waren 1952 abgeschafft worden) eine Bau-Union und ein Entwurfsbüro zugeordnet. Für die kleineren örtlichen Bauaufgaben gab es die dem jeweiligen Kreis unterstellten Kreisbaubetriebe (VEB Bau (K) ..).

Der Name "Spezialbau Magdeburg" wurde dann einem neuen, 1954 aus ausgegliederten Spezialabteilungen von Bau-Unionen, gebildeten Betrieb gegeben, Betriebsdirektor: Hermann Erdwig. Doch das ist schon das Thema der nächsten Seite. Kehren wir zu der "Vorspezialbauzeit" zurück. Ich selbst habe von 1952-54  Maurer gelernt, zwar nicht in Magdeburg, aber die Verhältnisse waren überall in der DDR ähnlich.
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Das nebenstehende Bild heißt "Maurerbrigade der Bau Union Magdeburg", der Schöpfer ist Moritz Rusche, es entstand 1952 und wurde zur 3. Deutschen Kunstausstellung 1953 in Dresden gezeigt. Es stellt offensichtlich das Mauern nach der "Dreiermethode" dar. Damals waren Neurermethoden hoch im Kurs, besonders, wenn sie ihren Ursprung in der Sowjetunion hatten. Nach der Einführung mit riesigem Propagandaaufwand verschwanden sie nach einigen Jahren still und leise und die Maurer der "Dreiermethode" legten die Mörtelschaufel beiseite und holten ihre gewohnte Kelle wieder hervor.

Es war jedenfalls eine Zeit mit wenig Technik und viel Knochenarbeit auf dem Bau, ohne zu vergessen, daß schwere körperliche Arbeit auf dem Bau auch heute noch nicht abgeschafft ist. Viele Bereiche, wie der Transport auf dem Bau, wurden aber inzwischen weitgehend mechanisiert.

Hauptsächlich wurden durch die Spezialbauabteilungen in dieser Zeit Kriegszerstörungen beseitigt und demontierte Anlagen wieder neugebaut (Stahlwerk Brandenburg, Kraftwerk Espenhain) oder wegen des Krieges halbfertige Anlagen fertiggestellt (Kraftwerk Vockerode).

Lassen wir einen ehemaligen Lehrling der Bau-Union Magdeburg zu Wort kommen:


Erinnerungen an die Bau-Union Magdeburg

Die Bilder meiner zerstörten Heimatstadt Magdeburg, welche ich als Heranwachsender im Laufe der 1950er Jahre beim Durchfahren der Innenstadt aufgenommen habe, sind stark verwurzelt. Es kamen gigantische Aufgaben auf die Bauwirtschaft zu. Damals wurden die vorhandenen Baubetriebe der Stadt unter Treuhänderschaft gestellt. Daraus entanden dann die volkseigenen Betriebe Baubetrieb Börde, der Holzbau Sachsen/Anhalt, die VVB Holzbau und die Bau-Union Mitte. 
Nach der Reorganisation der gesamten Bauwirtschaft mit Gründung der DDR entstand auch 1950 die Bau-Union Magdeburg. Dieser Betrieb, der seinen Sitz in Magdeburg, Rogätzer Straße 7b hatte, nahm in den Jahren 1951 -1953 eine stürmische Aufwärtsentwicklung und hatte zeitweise bis zu 14000 Belegschaftsmitglieder. Der im Bauwesen bereits bekannte Hermann Erdwig wurde als Betriebsdirektor eingesetzt. Diese Funktion übte er, neben weiteren Aufgaben, bis 1954 aus. Danach übernahmen Baufachleute wie Horst Prengel, Fritz Gärtner, Werner Albrecht, Horst Wendt, Joachim Vogeler und Wilhelm Bethge, um nur einige zu nennen, das begonnene Aufbauwerk der vielen fleißigen Arbeiter und seines damaligen Direktors. Das tat auch unserer Stadt und ihrem allmählichem Wiedererstehen gut. Gleichzeitig wurde die großzügige Hilfe und Unterstützung für Kultur und Sport fortgesetzt.
Das bereits erwähnte Betriebsstammgebäude war rechterhand vom Betriebshof Holzbau Börde gezäunt, linkerhand, an der Rogätzer Straße war eine Barackenstadt eingerichtet. Hier spielte sich der Verwaltungsablauf für Bauleiter, Baukaufleute u.a. ab. Alle diese Gebäude existieren seit langem nicht mehr. Hier wurde Platz gemacht für moderne Einrichtungen, wie Beratungs- und Tagungszentrum sowie Feuerwehr.
An der Ecke Peter-Paul-Straße gab es im Altbau eine FDGB-Bibliothek der Bau-Union; im Hinterhof war der kleine Fuhrpark und die Werkstatt des Grafikers M. Virkus, welcher für Produktionspropaganda tätig war. Der VEB Bau-Union Magdeburg verfügte über eine Reihe Betriebsstätten in der Stadt, welche ich mit der Aufnahme einer Berufsausbildung am 1. September 1960 nach und nach kennen lernte. Das feierliche Begrüßungszerimoniell und die anschließende Einteilung und Einweisung der Lernaktive fand im erst kurz vorher fertig gestellten Speisesaal des Lehrlingswohnheimes in der Landsberger Straße statt. Der Direktor der Betriebberufsschule Johannes Konschake stellte sein Leitungskollektiv vor und forderte die Lehrausbilder auf, uns in Empfang zu nehmen. Mit Karl Hencke haben auch wir 10 Lehrlinge einen guten Griff gemacht. Die theoretische Ausbildung fand in dem Schulkomplex Braunschweiger Straße in Sudenburg statt. Dort unterrichteten uns ein sehr gute Lehrer. 
Die praktische Ausbildung erfolgte im 1. Lehrjahr auf dem Lehrlingsobjekt Postendamt Heyrotsberge statt. Dieser geheimnisumwobene, atombombensichere Bau war die zukünftige neue Heimat der Telefonzentrale der Sowjets und ihrer Geheimdienste. Die Bauplanung gab uns reichlich Gelegenheit, vieles zu lernen. Die zuständige Bauleitung unter Herrn Plachney und Czarnowski standen dem gesamten Ausbilderkollektiv der verschiedenen Berufsgruppen stets beratend zur Seite.
Zu einem Speziallehrgang wurde das Lernaktiv auf den Stahlschneide-und Biegeplatz an der Berliner Chaussee delegiert. Unter fachgerechter Anleitung durch Meister Gerhard Wilke wurden wir in das Biegen und Schneiden der Bewehrungsstähle, was noch manuell erfolgte, eingewiesen. Auf diesem Gelände befanden sich Werkstätten, Maschinenparks und Lagerhallen.
Im 2. Lehrjahr wurden alle Lehrlinge auf Facharbeiterbrigaden aufgeteilt. Ich erhielt meine Zimmerer-Teilausbildung in der Brigade Heinz Packendorf, vornehmlich auf den Baustellen 7. Oktober und Technische Hochschule Otto von Guericke. Nach diesem Zyklus wurde ich in die Komplexbrigade Heinz Zeppernick (Hervorragendes Jugendkollektiv der DDR) eingewiesen. Hier auf der Baustelle des Emst-Thälmann-Werkes, Betrieb 13, bekam ich die Spezialausbildung im Spannbetonbau. Auf diesem Gebiet legte ich im Juli 1962 meine praktische Prüfung mit Erfolg ab. Die Bauleitung, bestehend aus Willi Rode und Manfred Frommhagen, übernahmen nach Fertigstellung leitende Aufgaben im Objekt Kaliwerk Zielitz und auf der Baustelle Pumpspeicherwerk Wendefurth. Die Freude war immer beiderseits, wenn wir uns trafen.
Im Verlaufe des Jahres 1964 wurde aus dem VEB Bau-Union Magdeburg der VEB Industriebau Magdeburg, der als Betriebsteil dem BMK Chemie Halle zugeordnet wurde. Diese Entscheidung war nicht lange von Bestand. Bereits 1970 gab es das Industriebaukombinat Magdeburg mit Sitz im neu errichteten Verwaltungsgebäude im Zentrum Magdeburgs, in der Julius-Bremer Straße.

                                                                                                                                                                                                                                   Heinz-Joachim Maaßberg (+)
                                                                                                                                                                                                                                   (ehemals SBKM Magdeburg)

a.h.brandenburg a.h.held.d.arbeit
Rückblick 1950: Die Demontagekolonnen waren aus dem Stahlwerk Brandenburg noch nicht
alle abgezogen, da begann, unter schwierigen Bedingungen der Wiederaufbau.
Alfons Hörle (rechts) als Bauleiter für die Siemens-Martin-Öfen 1 und 2
"Held der Arbeit" klingt zwar etwas pathetisch, das war aber der Besatzungsmacht geschuldet. Es war eine hohe staatliche Auszeichnung, die so oft nicht vergeben wurde und mit einer Prämie von max 10.000 Mark verbunden war. Im Unterschied zu "Aktivist der Sozialistischen Arbeit", das war eine betriebliche Auszeichnung, die ich selbst dreimal erhielt.
Wir sollten aber festhalten, daß in der DDR viele einfache Arbeiter und Angestellte auch hohe Auszeichnungen erhielten. Heute sind es meist nur Künstler, Schriftsteller, Politiker und Journalisten die Preise mit ansehnlichen Dotierungen erhalten, zumindest für sein Lebenswerk ist aus dieser Gattung schon jeder mal dran.
(Beide Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Holger Hörle)

Das spätere Spezialbaukombinat hatte zwei Hauptsitze, Magdeburg, wo auch die Kombinatsleitung war und Leipzig mit dem Betonbau und dem Säureschutz. Wir wenden uns deshalb jetzt nach Leipzig, um dort die "Vorspezialbauzeit" zu schildern. Die Stadt hatte nicht diese brutale Zerstörung erfahren, wie Magdeburg, gleichwohl waren die Kriegsschäden beträchtlich.

In Leipzig, wie schon weiter oben geschildert, wurden auch die großen Baubetriebe enteignet und erst unter Treuhandschaft gestellt. Die bedeutende Industriebau-Abteilung der Firma Hugo Reichardt (die Firma hatte 1929/30 den höchsten gemauerten Schornstein Europas in Leipzig mit 156 m errichtet) kam vorerst nicht in die Spezialbaumasse, sondern bestand, nach der Verstaatlichung, längere Zeit als VEB (K) Feuerungsbau Böhlitz-Ehrenberg. Später wurde der selbständige VEB dem Kombinat Baureparaturen Leipzig und dann dem Baukombinat Leipzig angeschlossen, bevor er zum Spezialbaukombinat Magdeburg kam.

1950 etablierte die Bau-Union Mitte Magdeburg in der Hofer Straße in Chemnitz eine Außenstelle Schornstein- und Feuerungsbau, Projektierung und Ausführung. Im April 1951 übernahm die Außenstelle die Treuhandschaft über die Fa. H. R. Heinicke, Schornstein- und Feuerungsbau (man saß ohnehin im selben Haus). Das Ganze kam als Produktionsabteilung IV zur inzwischen neu entstandenen Bau-Union Chemnitz (Bau-Union Mitte war nach einem Jahr aufgelöst worden). Bis 1953 blieb das so, Projektierung und Ausführung waren noch zusammen, dann aber wurde die Ausführung dem am 1.1.1953 neugegründeten "Ofenbau der Hüttenindustrie Chemnitz" angegliedert. In dieser Zeit war die Schwerindustrie, insbesondere die Stahlindustrie, der Partei und Regierung liebstes Kind und da verlangte man nach einem eigenen Ofenbaubetrieb. Des Bleibens in Chemnitz war aber nicht länger, denn noch 1953 wurde der Betrieb nach Leipzig in die Leninstraße (Verwaltung) und Idastraße (Lager) umgesetzt und hieß nun "Ofenbau der Hüttenindustrie Leipzig". Der Schornsteinbereich der Projektierung kam als Spezialbrigade zum VEB Entwurf Chemnitz und zog 1954 in die Bernhardstraße (inzwischen hieß Chemnitz "Karl-Marx-Stadt). Die Kesselprojektanten gingen zur Abtlg. Kesseleinmauerung beim VEB Dampfkesselbau Meerane. Die Schornsteinprojektierung hat sich Verdienste bei der Einführung der Stahlbetonbauweise von Schornsteinen erworben. Beim Wiederaufbau des Kraftwerkes Espenhain wurde der erste Stahlbetonschornstein (100x6,0 m) in der DDR gebaut. Bei der Bau-Union Leipzig gab es einen Bereich Spezialbetonbau, in dem Fachkräfte der enteigneten Betriebe Balke und Weiß & Freytag arbeiteten. Von diesen wurde dieser erste DDR-Stahlbetonschornstein in Espenhain, 1955, gebaut.

Der Ofenbau der Hüttenindustrie wurde am 23.5.1956 zum VEB Spezialbau Leipzig, zum selben Zeitpunkt wurde der Spezialbetonbau der Bau-Union Leipzig in den neuen Betrieb eingegliedert.

Stand: Januar 2011